Morgens um 10, wieder in Deutschland
Mein Rechner informiert mich mit der ihm eigenen gebieterischen Art, dass er, nachdem er das XP-Servicepack 3 selbständig heruntergeladen hat, es nun installieren möchte und bittet um meine Einwilligung. Ich erteile sie und gehe einkaufen.
Erzählungen von Servicepack-Installationen haben immer das gleiche Ende. Und ja, auch ich hätte es besser wissen müssen, ein Tag, an dem man schon um 10 von der ersten SMS geweckt wird, kann kein gutes Ende nehmen. Als nach dem Neustart die erste Fehlermeldung pling macht, bin ich noch entspannt. Der erste Post-Wildnis Einkauf ist abgeschlossen, der Kühlschrank sauber und gefüllt, ein Ei liegt im Kochwasser und gleich gibt’s Kaffee. Aber auch hier gilt: ich hätte es besser wissen müssen: Bei Fehlermeldungen, die man nicht ansatzweise versteht, und die auf die finsteren Abgründe der Systemdateien verweisen, ist es Zeit zu hyperventilieren.
Vielleicht sollte ich dankbar sein, dass der Super-GAU ausblieb. Meine Fotos, meine Musik, alles noch da. Aber ich bin nicht dankbar. Denn ich komme nicht mehr ins Netz. Und ich habe keinen Plan.*
Frühstücken. Nach einem ordentlichen Frühstück ist alles besser.
Mein Ei ist hart. Völlig grundlos und unverständlich, es waren nur fünfeinhalb Minuten, und von mir für mich gekochte Eier sind niemals hart, sie sind höchstens so weich, dass das Eiweiß noch flüssig ist, aber das ist in Ordnung, Hauptsache weich, ich hasse harte Eier, vor allem zum Frühstück. Der Lachsschinken schmeckt nach Dill, was ausschließlich in den Fällen toleriert werden kann ist, in denen auch tatsächlich Dill enthalten ist. Dies ist keiner dieser Fälle. Frustriert werfe ich ein weiteres Ei ins Kochwasser und schwenke zwischenzeitlich um auf süß. Zur Aufheiterung werfe ich ein viertelvolles Marmeladenglas in den Müll (Ah! Dekadenz.) und öffne ein neues. Die dänische Extrafrucht-Himbeermarmelade ist eklig. Ich hätte es wissen müssen.
Von nebenan schallt volles Rohr eine Wagner-Ouvertüre in mein Zimmer, und so langsam komme ich auch in Stimmung. In Wagner-Stimmung. Ich setze mich an meinen Rechner und klicke wild und ziellos herum. Männer, die man aufgrund ihres Irgendwas-Informatik-Abschlusses und der zur Schau gestellten Auskennerschaft vertrauensvoll um Hilfe bittet, machen grundsätzlich auch niemals etwas anderes.
Doch da! Trompeten!! Ein Licht am Endes des Tunnels! Systemwiederherstellung! Pauken, Becken, Schlussakkord!!!
Online. Warum nur muss ich jedes Mal durch die Computer-Grübelhölle, bis mir der rettende Gedanke kommt? Eine Bitte in die Runde: wenn ich das nächste Mal, verzweifelt und den Tränen nahe anrufe, weil mich der schwarze Kasten (Ein weißer Kasten macht es auch nicht einfacher!) in den Wahnsinn treibt, sagt mir das rettende Wort: Systemwiederherstellung.
* Zunächst habe ich natürlich einen. Denn mein Rechner hat im Zuge der Servicepack-Aktualisierung eigenmächtig entschieden, die Internet-Verbindung mit der internen Karte anstatt mit meinem externen Stick durchzuführen. Das kann natürlich nicht funktionieren. Doch als auch eine Re-Installation meines Stick-Drivers an der bewussten Fehlermeldung scheitert und die interne W-Lan-Karte trotz Servicescheisspack 3 immer noch kein WPA kann und deshalb nicht funktioniert, bin ich endgültig ratlos.
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