Wünsch dir was

Als hauptberuflich leichtfertig Dahinredende spreche ich mit meinen Kollegen über Wünsche. Dienstlich, versteht sich.

Die Kollegen wünschen sich vieles. Eine möchte gern auf ausgepackten Milchschnitten schlafen. Eine andere dringend eine Kuh umwerfen. In warmer Niveacreme baden. In Uniform Verhaftungen durchführen. Auf einem Baukran picknicken. Bestürzt stelle ich fest:

Ich habe keine Wünsche.
Abgesehen von den großen Dingen, aber das wäre zu einfach.

Auf meinem Nachhauseweg fahre ich hinter einem Radfahrer, der nach jeder vierten erfolgreichen Pedalumdrehung kurz aufhört, weiterzutreten. Da fällt mir ein, was noch viel einfacher ist, als sich große Dinge zu wünschen. Dinge zu hassen.

Ich hasse viele Dinge. Akkordeon-Straßenmusiker. Kartenspiele. Unrhythmisch tretende Radfahrer. Porree.

Hassen ist einfach. Wünschen nicht. Eine Freundin meint weise, dass Wünschen eine gewisse Aktivität erfordere, Hassen bestünde hingegen in einem vergleichsweise simplen Aussortieren. Ständig präsentiere das Leben einem neue Zumutungen, die man subito mit einem forschen Wink auf den "Nein"-Stapel befördern könne.

Ich will mich rechtfertigen, aber es gelingt nicht. Doch da! Schopi, der alte Griesgram, eilt mürrisch zu Hilfe. "Dummes Weib", sagt er (natürlich, das ist seine beliebteste Einleitung) „das ist der schmerzenslose Zustand, den Epikuros als das höchste Gut und als den Zustand der Götter pries; wir sind, für jenen Augenblick, des schnöden Willensdranges entledigt, wir feiern den Sabbat der Zuchthausarbeit des Wollens, das Rad des Ixion steht still.“

Na also. Oder wünscht sich hier etwa jemand was?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wun-der-bar. Rich-tich.
Hassen ist einfach. Anti ist einfach, pöbeln ist einfach.
Für etwas stehen ist schwerer. Da ist man angreifbar. Da kann man festgenagelt werden. Da kann man nur verlieren.
Ich fordere mehr erkennbare Positionen, weniger Ad-hoc-Ausreden.
Sonst wechsle ich die Seiten!

FräuleinU hat gesagt…

Sekunde. FräuleinU bleibt bei ihrem Fazit: Wollen nervt und ist schädlich. Womit wir bei der nächsten Negativ-Position wären. Positiveres ist trotz Seitenwechsel-Drohungen nicht zu erwarten! Schon gar nicht Adhoc.

Anonym hat gesagt…

Dank und stiller Applaus an FräuleinU.

Ich bin dafür, dass Sie dagegen sind! ... oder lehne ich die meine Zustimmung zum Beipflichten ab?

... ich stehe bereit zur Ablehnung aller Pro-Positionen bzw. verfechte mein Recht auf ablehnende Zustimmung. Vehement!

... nee Moment, konkret will ich nix mehr wollen müssen bzw wünschen sollen!

Das ist ist es wohl.
...vielleicht.

FräuleinU hat gesagt…

FräuleinU wünscht sich Gurkenwasser. Und lauten Applaus.