Morgen, Kinder...
... wird's etwas Schlechteres geben als ihr euch selbst ausgesucht hättet. Sagt Herr Waldfogel und bricht eine Lanze für den Geschenkgutschein.
So sollte der jahreszeitlich angebrachte Text über das Schenken beginnen, gar kein schlechter Anfang, finde ich, er erzeugt eine leidliche Neugier auf Herrn Waldfogel und seine Theorien, Herr Waldfogel ist nämlich der Meinung, dass der Gesellschaft durch die Diskrepanz zwischen dem vom Beschenkten wahrgenommen Wert eines Geschenkes X und dem tatsächlichen Wert des Geschenkes, in Form von Y Euro, ein Milliardenschaden entsteht. Angesichts der derzeitigen wirtschaftlichen Lage ein wahrlich brisanter Befund, der zu allerlei Gedankenspielen bezüglich notwendiger gesetzlicher Regelungen einlädt.
So also wollte ich beginnen, um dann in üblicher Manier mit der Feststellung fortzufahren, dass ich (im Gegensatz zu Herrn Waldfogel, der in seinem Leben wohl zu viele Gästehandtücher bekommen hat) Geschenkgutscheine ganz und gar nicht mag, abgesehen vielleicht von Gutscheinen für Spezialgeschäfte oder für Geschäfte, deren Ware nur frisch und anlassbezogen gekauft werden sollte, wie beispielsweise die Ware eines Meeresfrüchtedelikatessengeschäftes, man stelle sich nur einmal vor...
Was denn nun genau mein Problem mit Geschenkgutscheinen für die anderen Arten von Geschäften sei, wollte ich anschließend erläutern. Ganz einfach: wenn das Ziel des Schenkens eine zwischen Schenkendem und Beschenktem ausgeglichene Wertbeimessung des Geschenks ist, sollte man sich nicht auf Geschenkgutscheine verlassen. Ein deutscher Konzern, der in Nah- oder Fernost wirtschaftlich besser Fuß fassen möchte, verschenkt schließlich auch keine Büchergutscheine, sondern greift unter der Rahmenbedingung großer Unsicherheit auf Altbewährtes zurück: Geld. Und Geld verschenkt man nicht. Man spendet, vielleicht. Oder investiert. Großeltern machen die Enkel gefügig, Schwiegereltern die Schwiegerkinder.
Wenn man kein großer deutscher Konzern ist und mitnichten in Nah- oder Fernost wirtschaftlich Fuß fassen, sondern schlicht etwas unter den Weihnachtsbaum legen möchte, und sich trotzdem nicht der von Herrn Waldfogel attestierten Wertevernichtung schuldig machen möchte, ja was tut man dann?
Da legten mir Santa und das Christkind ein derart hinterfotziges Geschenk auf den Kamin, daß mir alle diesbezüglichen Überlegungen in den Hirnwindungen stecken blieben, mittelmäßig Beschenkte mögen mir verzeihen, das Christkind ist schuld. Gut, ich habe keinen Kamin, das Geschenk lag im Hausflur, es war auch nicht verpackt, aber trotzdem ganz eindeutig für mich bestimmt, so etwas spürt man schließlich. Da lag also dieser iPod shuffle und zwinkerte mich an, freudig erregt schleppte ich das gute Stück in meine warme Wohnung und wollte schon loslegen, mit dem, was man gemeinhin mit einem iPod so anstellt. Da fiel mir auf, dass ich gar nicht in der Lage bin, dass Gerät zu bedienen. Intellektuell. Nicht. In. Der. Lage.
Schöne Bescherung.
P.S.: Die Auflösung. Es handelte sich mitnichten um einen iPod Shuffle, sondern um eine Apple iPod Radio Remote Fernbedienung, die ich promt an die verschenkt habe, die mit ausreichend Gehirnzellen und ausreichend Apple Rohmaterial ausgestattet sind. 'Tis the spirit of the season.
2 Kommentare:
... an apple a day keeps the doctor away...
Wer schenkt sowas?
Was ist aus den guten alten Oh-toll-ein-Walkmann-mit-TKKG-Kassette-Danke-Mama-Zeiten geworden...
Fühle mich so welk und aussortiert.
Da könnte mal wieder reichlich Gurkenwasser zur Anwendung kommen!
Nun ja, da es sich nicht um ein Geschenk im engeren Sinne gehandelt hat und ich mich überdies auch nicht unbedingt im Einklang mit den üblichen Moralkodizes verhalten habe, darf ich mich wohl nicht beschweren. Schade eigentlich!
Davon abgesehen: da wo Gurkenwasser ist, ist auch das Fräulein. Schön, dass es auch in diesen unsicheren Zeiten noch etwas gibt, auf das man sich verlassen kann.
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